Die COVID-19-Pandemie hat die Welt in vielerlei Hinsicht beeinflusst und fungierte bei zahlreichen gesellschaftlichen Themen als Brennglas, das einerseits deren Wichtigkeit aber andererseits auch deren Defizite in den Fokus stellt.

Zusätzlich zur Pandemie steht die Gesellschaft vor zusätzlichen weitreichenden Herausforderungen:  

Der Krieg in Europa hat unermessliches menschliches Leid verursacht, die damit verbundene Energiekrise und die Teuerungen stellen die Menschen europaweit vor finanzielle Belastungen.  Gleichzeitig werden die ersten Auswirkungen der Kimakrise spürbar, die extreme Wetterereignisse und ökologische Veränderungen mit sich bringt.

Diese Entwicklungen finden vor dem Hintergrund des demographischen Wandels statt, der sich zunehmend verantwortlich für eine steigende Belastung des Gesundheitssystems zeichnet, sowie gleichzeitig den Mangel an Gesundheitspersonal befeuert.

Diese komplexen und vielfältigen Probleme haben einen direkten Einfluss auf die psychische Gesundheit aller Menschen, insbesondere aber auf die vulnerabler Grupppen. Stress, Angst und Depressionen nehmen zu, während der Zugang zu angemessener psychischer Gesundheitsversorgung begrenzt ist.

Die Vielfalt der Herausforderungen spiegelt sich auch in der Anzahl an Einreichungen zur ÖGPH-Tagung wieder, die auf die eine oder andere Art das Thema „Mental Health for All“ behandeln:

Teufl, L. et al. beschäftigen sich in ihrer Arbeit „Nur ein Scherz? Antworten österreichischer Jugendlicher auf Fragen zur Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung“ mit der Sichtbarkeit und in der Folge mit der Bekämpfung von Diskriminierung von LGBTIQ+-Jugendlichen und liefern erstmals Populationsschätzungen österreichischer LGBTIQ+-Jugendlicher.

Culen, C. et al. stellen das Projekt „TOPSY – Toolbox Psychische Gesundheit“ vor, bei dem es ebenfalls um junge Menschen geht und darum, diese bei den Themen psychische Gesundheit, Krisen und psychische Erkrankungen zu unterstützen.

San, E. beschäftigt sich im Beitrag „Wohlfühlzone Schule – Ein Programm zur Förderung der psychosozialen Gesundheit und (Cyber-)Mobbingprävention an Schulen“ mit der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und weist dabei gleichzeitig auf die zusätzlichen Herausforderungen für diese Zielgruppe hin, die mit der Digitalisierung einhergehen.

Dass Digitalisierung auch das Potential hat, psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen zu fördern bzw. die Versorgung zu unterstützen zeigen Zeiler, M. bzw. Zeiler, M. & Waldherr, K. in ihren Beiträgen, „Digitale psychosoziale Versorgung im Kindes- und Jugendalter während der COVID-Pandemie – Tops & Flops“ sowie „Zum Potenzial von Serious Games zur Förderung der psychischen Gesundheitskompetenz bei Kindern und Jugendlichen“.

Kampmüller, S. geht ebenfalls auf das Potential von Digitalisierung für psychische Gesundheitsförderung ein und stellt in „Psychische Gesundheitsförderung – online & interkulturell“ ein mit dem EU Health Award ausgezeichnetes Programm zur Bewältigung von posttraumatischen Belastungen und v.a. migrationsbedingten Stressoren vor.

Schließlich loten Gröbl, K. und Tersch-Kohoutek, M. die Möglichkeiten von digitaler Betriebelicher Gesundheitsförderung durch Live-Streamings aus („Betriebliche Gesundheitsförderung in Zeiten von Pandemie und sozialer Distanzierung“).

Mit den spezifischen Fragestellungen rund um psychische Belastungen und Erkrankungen von Eltern setzen sich die Arbeiten von Zechmeister-Koss, I. et al. („Unterstützung von Kindern psychisch erkrankter Eltern durch ihr soziales Umfeld: Ergebnisse aus dem Tiroler „Village“ Projekt“) und Ofner, T. et al. („In Summe war es eine Riesenhilfe!“ Evaluation spezifischer Angebote bei psychischen Belastungen im Rahmen der Frühen Hilfen“) auseinander.

Reinsperger, I. et al. beleuchten zudem noch einen weiteren diesbezüglichen Aspekt und geben in ihrem Scoping Review einen Überblick über „Internationale Modelle zur Prävention und Versorgung peripartaler psychischer Erkrankungen“.

Mit der psychischen Gesundheit der älteren Bevölkerung setzt sich die Kompetenzgruppe Gerontologie der ÖGPH auseinander und veranstaltet ein Symposium, das sich mit den „Auswirkungen von Krisen auf ältere Menschen und Bedarf an Solidarität“ beschäftigt.

In Rahmen dieses Symposiums werden Waldherr, K. & Prinz, U. über die „Psychische Gesundheit von älteren Menschen im Zusammenhang mit der Covid-19 Pandemie“ referieren sowie Stolz, E. et al. in ihrem Beitrag „Zusammenhang zwischen pandemischen Einschränkungsmaßnahmen und Einsamkeit in der älteren Bevölkerung“ Ergebnisse aus dem Austrian Corona Panel Project (2020 – 2022) vorstellen.

Mit Krisenbewältigung und Suizidprävention setzen sich die Beiträge von Till, B. et al. („Die Rolle des Narrativs in Suizidpräventionsmaterialien: Die Wirkung von Narrativen mit Fokus auf Prävalenz vs. Prävention) und Kirchner, S. & Niederkrotenthaler, T. („Erfahrungen von Personen, die medial über ihre Suizidalität und Krisenbewältigung berichten“) auseinander.

Die diesjährigen Beiträge der ÖGPH-Tagung decken ein weites Spektrum an Themen und Zielgruppen im Zusammenhang mit mentaler Gesundheit ab. Dies verdeutlicht einmal mehr die Bedeutung von „Mental Health for All“ sowie die Wichtigkeit gemeinsam Maßnahmen zu ergreifen, um die unzähligen Herausforderungen zu bewältigen. Psychische Gesundheit ist ein integraler Bestandteil der öffentlichen Gesundheit und es gilt den Zugang zu angemessener Versorgung und Unterstützung zu verbessern.