Sehr geehrte Mitglieder der ÖGPH,
Liebe Public Health Interessierte,
Nach den positiven Rückmeldungen zum Jahresbericht letztes Jahr (2014), darf ich Ihnen heute den Jahresbericht über das vergangene ÖGPH Jahr (2015) bereits zum zweiten Mal übermitteln. Ich darf diesen Rückblick wieder dazu benützen mich bei allen Personen, die sich im letzten Kalenderjahr aktiv um in Public Health in Österreich engagiert haben bedanken und möchte Mut machen, auch weiterhin sich an den Tätigkeiten der wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Gesundheit und Gesundheitssystem in Österreich zu beteiligen.
Die ÖGPH ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft mit der Vision mehr Gesundheit für möglichst viele Menschen zu erreichen. Dabei hat sich die ÖGPH den Werten Unabhängigkeit, Wissenschaftlichkeit, Dialogbereitschaft und Ganzheitlichkeit verschreiben. „Wissenschaftliche Fachgesellschaft“ heißt dabei keineswegs dass es eine Gesellschaft nur für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist, sondern dass der Diskurs in der Gesellschaft wissenschaftlich fundiert, das heißt frei von Vorurteilen, frei von Ideologien, vernünftig, erfolgt. Alle vier Säulen der ÖGPH, Lehre, Forschung, Anwendung, und Policy sollen von dieser Kultur der Vernunft gleichermaßen betroffen sein.
Der Vorstand der ÖGPH wurde nicht zuletzt aufgrund des steigenden Workloades im letzten Jahr aufgestockt. Inanna Reinsperger vom Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment wurde als Vorstandsmitglied von der Generalversammlung statutenkonform nachträglich genehmigt, nachdem sie bereits im Jahr 2014 als kooptiertes Vorstandsmitglied tätig war. Weiters wurden als neue Vorstandsmitglieder Johanna Muckenhuber vom Institut für Soziologie der Karl Franzens Universität Graz sowie Philipp Petersen vom Ludwig Boltzmann Institut für Gesundheitsförderungsforschung gewählt. Gemeinsam mit Günter Diem und mir vervollständigen sie den 5-köpfigen ÖGPH Vorstand. Wie gewohnt trat der Vorstand mindestens einmal monatlich via Skype zusammen, dazu kamen Treffen in der Realität, eine Klausurtagung sowie unzählige Telefonkonferenzen.
Viel ÖGPH-Arbeit hat sich auch 2015 in den Kompetenzgruppen ereignet. Die Kompetenzgruppe „Körperliche Aktivität / Bewegung / Sport“ (Leitung: Sylvia Titze) hat ein neues Projekt zum Thema Bewegungsmonitorings-System im Auftrag des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport begonnen, und ich freue mich schon jetzt darauf beim Jahresrückblich nächstes Jahr Genaueres darüber berichten zu können. Eine neue Kompetenzgruppe „Sexuelle und Geschlechtliche Vielfalt“ (Leitung: Martin Plöderl und Roman Winkler) hat im Jahr 2015 ihre Arbeit aufgenommen und damit die bereits existierenden ÖGPH Kompetenzgruppen vervollständigt. Diese sind „Screening“ (Leitung: Franz Piribauer), „Adipositasprävention“ (Leitung: Peter Pachner), „Allianz zur Förderung der Primärversorgung in Österreich“ (Leitung: Kathryn Hoffmann), „Public Mental Health“ (Leitung: Thomas Niederkrotenthaler) und „Gerontologie“ (Leitung: Constance Schlegel). Zusätzlich zur seit vielen Jahren existierenden lokalen Public Health Gruppe Steiermark (Leitung: Frank Amort) hat es 2015 Gespräche zur Gründung einer neuen lokalen Public Health Gruppe Oberösterreich gegeben.
Auch im Jahr 2015 war es ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der ÖGPH sich mit wesentlichen Public Health Playern zu vernetzen. So nahm die ÖGPH auch 2015 an den Plenumsworkshops der Rahmengesundheitsziele des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) teil und wirkte bei der Ausformulierung von Wirkungszielen für die priorisierten Rahmengesundheitsziele Ziel 3 „Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken“ und Ziel 8 „Gesunde und sichere Bewegung im Alltag durch die entsprechende Gestaltung der Lebenswelten“ maßgeblich mit, die 2015 abgeschlossen wurden. Weiters war die ÖGPH weiterhin in der Facharbeitsgruppe „Weiterentwicklung Mutter-Kind-Pass“ des BMG vertreten. Außerdem ist die ÖGPH in der Konzeptgruppe „Entwicklung einer Diabetes-Strategie“ des BMG tätig. Auf akademischem Level war die ÖGPH weiterhin 2015 bei den Awards der Fachhochschulen im Bereich Gesundheit beteiligt: Die Gutachten für den Health Research Award 2015 wurden von der ÖGPH durchgeführt und die ÖGPH war in der Jury des Innovationspreises der Gesundheits-Fachhochschulen 2015 vertreten. Eine bessere Vernetzung mit einem wesentlichen österreichischen Public Health Player wurde bei einem Besuch des Vorstandes der ÖGPH beim Fonds gesundes Österreich angestrebt.
Akademischer Höhepunkt für die wissenschaftliche Public Health Community in Österreich war sicherlich die Jahrestagung 2015, die im Mai wieder in Kooperation mit der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse (NÖGGK) in St. Pölten abgehalten wurde. Motto der Tagung war „Unstoppable Public Health – Denken über Grenzen hinweg“. Keynote Speaker waren Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine und President of the European Public Health Association, und Ellenor Mittendorfer-Rutz vom Schwedischen Karolinska Institutet. Wieder wurde ein Rekord gebrochen und es gab 125 wissenschaftliche Beiträge in 15 Parallel- und 6 Postersessions (alter Rekord aus 2014: 88 Beiträge). Die ÖGPH Kompetenzgruppen spielten bei dieser Konferenz eine wichtige Rolle: Einerseits organisierten sie je einen eigenen Workshop bzw. ein eigenes Symposium für die Konferenz, und außerdem waren die Sprecherinnen und Sprecher der themespezifischen ÖGPH Kompetenzgruppe die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion am Ende der Konferenz. Erstmals gab es bei der Konferenz eine Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Epidemiologie, die ebenfalls ein eigenes Symposium bei unserer Jahrestagung veranstaltete. Der bereits traditionelle 2. Österreichische Public Health Lauf war in Bezug auf Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein sehr großer Erfolg. Dieser fand unter dem Motto „Unaufhaltsam – Gemeinsam Grenzen(los) Bewegen“ im Rahmen der Jahrestagung statt und wurde wieder in Kooperation mit dem Institut für Sportwissenschaften der Universität Wien organisiert. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse der Tagung ist in der Juniausgabe des eNewsletters erschienen.
Die Wintertagung 2015 fand zum zweiten Mal im Jänner gemeinsam mit der Vorarlberger Gesellschaft für Public Health in Lochau bei Bregenz statt. Anita Rieder, Leiterin des Zentrums für Public Health der Medizinischen Universität Wien und Vizerektorin, hielt einen Impulsvortrag zum Thema „Public Health: Herausforderungen im 21. Jahrhundert – von Diabetes bis Ebola“. Ziel unserer Wintertagung ist es in der Public Health Community nachzudenken, was die zukünftigen Herausforderungen für Public Health sind.
Aber nicht nur von der ÖGPH selbst organisierte Tagungen waren Schauplatz von wissenschaftlichen Diskursen über Public Health, die ÖGPH war auch Kooperationspartnerin bei anderen wissenschaftlichen Tagungen. So war die ÖGPH im März 2015 Partnerin beim 1. Fachtag Prävention, Rehabilitation & Physikalische Medizin. Der Geriatriekongress „Public Health für eine alternde Gesellschaft“ im März 2015 wurde in Kooperation mit der ÖGPH veranstaltet und die Kompetenzgruppe Gerontologie der ÖGPH organisierte dabei ein eigenes Symposium. Weiters war die ÖGPH 2015 Kooperationspartnerin bei der Fachtagung Ernährung im April 2015, bei der European Conference on Transplantation and Physical Activity im Juni 2015, bei der Fachtagung Sporternährung im September 2015, beim Cochrane Colloquium Vienna im Oktober 2015, sowie der Tagung des Österreichischen Netzwerkes Gesundheitsfördernder Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen im November 2015.
Auch international ist die ÖGPH bestens vernetzt: auf europäischer Ebene mit der European Public Health Association (EUPHA) und international mit der World Federation of Public Health Associations (WFPHA). Diese internationalen Verbindungen wurden auch 2015 gepflegt, etwa durch die Teilnahme an den Board Meetings der EUPHA oder das Verfassen von Beiträgen über die ÖGPH für die Medien der WFPHA. Als ÖGPH Mitglied ist man auch gleichzeitig Mitglied in der EUPHA und der WFPHA.
Als Mitveranstalter der European Public Health Conference 2016 (vormals als EHPHA Tagung bekannt) in Wien wurde die ÖGPH eingeladen, einen eigenen ÖGPH-Workshop bei der EPH Conference 2015 in Mailand zu gestalten. Dieser fand unter dem Motto „All for Health – Health for all: Thinking beyond boundaries” statt. Der Workshop wurde in Kooperation mit Vertreterinnen und Vertretern der GÖG, der SVA, der International Foundation für Integrated Care, der FOM Hochschule München, der Sportunion Österreich, und der Medizinischen Universität Wien organisiert. Einen erheblichen Teil der Arbeit im Jahr 2015 machten bereits die Vorbereitungen für die EPH Conference 2016 aus. Diese wird unter dem Motto „All for Health – Health for All“ von der ÖGPH gemeinsam mit der EUPHA veranstaltet. Zu diesen Vorbereitungen zählen das Organisieren von lokalen, österreichischen Sponsorgeldern, zahlreiche Meetings im Österreichischen 20-köpfigen Local Supporting Committee, in dem die wichtigsten österreichischen Public Health Stakeholder vertreten sind, sowie zahlreichen Besprechungen in den internationalen Tagungsgremien wie dem EPH Conference Foundation Executive Board, dem International Conference Council und dem International Scientific Committee. Darüber hinaus zahlreiche Skype- und Telefonkonferenzen mit dem EPH Conference Office in Utrecht. Für die Promotion der EPH Conference hat die ÖGPH auch Filme gedreht, die Sie auf der EPH Conference Website betrachten können.
Early Career Public Health Researchers waren auch 2015 ein großes Anliegen der ÖGPH. Dies zeigt sich etwa durch die Gestaltung des ersten Skill-Building Workshops im Rahmen der Jahrestagung, oder durch die internationale Vernetzung mit EUPHAnxt. Wie bereits zuvor, zahlen Early Career Public Health Researchers nur die Hälfte des ÖGPH Mitgliedsbeitrages und haben vergünstigte Konditionen für die Jahrestagung.
Als Kommunikationsmedien innerhalb der ÖGPH steht der eNewsletter der ÖGPH zur Verfügung. Vielen Dank den Redakteuren Philipp Petersen und Martin Cichocki für die hervorragende redaktionelle Arbeit! Dieser Newsletter wurde vom Ludwig Boltzmann Institut für Gesundheitsförderungsforschung mitgetragen und wird nach dessen Schließung in Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann Institut für HTA weitergeführt. Ein weiteres wichtiges Kommunikationsmedium der ÖGPH ist die Homepage, an der auch 2015 intensiv gearbeitet wurde, sowie das Diskussionsforum der ÖGPH, betreut von Peter Pachner.
Kommunikation nach außen übte die ÖGPH 2015 im Rahmen von verschiedenen Presseaussendungen. Am 16.01. verabschiedete die Kompetenzgruppe für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt eine Presseaussendung, dass Ausgrenzung aufgrund sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität die Gesundheit gefährdet. Am 08.05. erschien in Kooperation mit anderen Fachgesellschaften eine Stellungnahme zum österreichischen Tabakgesetz. Die Forderung nach Denken über Grenzen hinweg, nach der ÖGPH Jahrestagung erschien am 03.06. Und am 08.09. erschien eine Presseaussendung zum Innovation Award, bei dem die ÖGPH in der Jury saß.
Im Jahr 2016 ist es geplant die laufende Arbeit der ÖGPH so weiterzuführen und neue Schwerpunkte zu setzen. Highlight wird sicher die 9th European Public Health Conference 9.-12. November 2016 im Austria Center in Wien. In diesem Rahmen wird auch die diesjährige Jahrestagung der ÖGPH, am 9. und 10. November als Preconference stattfinden. Wir hoffen auf zahlreiche Einreichungen aus Österreich für die EPH Conference. Sollte eine Einreichung bei der EPH Conference nicht akzeptiert werden (letztes Jahr war die Acceptancerate bei etwa 40%), wird es die Möglichkeit geben, das entsprechende Abstract für die Jahrestagung der ÖGPH nochmals einzureichen. Die Generalversammlung der ÖGPH kann aus vereinsrechtlichen Gründen nicht bis zur Jahrestagung im November warten, sondern wird am 31.05. stattfinden und mit einem Skill Building Workshop verbunden. Die Wintertagungen in Kooperation mit der Vorarlberger Public Health Gesellschaft werden wieder stattfinden und es wird eine stärkere Kooperation mit den Partnergesellschaften in der Schweiz und Deutschland dabei angestrebt. Dafür sind bereits Vernetzungstreffen organisiert. In Kooperation mit anderen Fachgesellschaften wird die 1. Schweizer Fachtagung Prävention, Rehabilitatin & Physikalische Medizin am 2. April 2016 in Zürich, die Zukunftskonferenz „Innovative Modelle in der Primärversorgung“ am 8. und 9. April in Graz, der 3. Fachtag Sporternährung am 16. September in Wien und die Tagung des Österreichischen Netzwerkes Gesundheitsfördernder Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen am 17. und 18. November in Baden stattfinden. Die Website der ÖGPH soll nach abgeschlossener Umgestaltung wieder neu präsentiert werden. Wir dürfen uns wieder auf einen 4 Mal erscheinenden eNewsletter freuen. Weites dürfen wir Sie einladen das Diskussionsforum der ÖGPH zu nutzen.
Zum Schluss möchte ich mich noch bei allen Mitgliedern der ÖGPH für die tolle und fruchtbare Zusammenarbeit im Jahr 2015 herzlich bedanken. Ein besonderer Dank gilt den alten und neuen Vorstandsmitgliedern, dem Sekretariat bei der Wiener Medizinischen Akademie und deren Leitung, den Leiterinnen und Leitern von Kompetenzgruppen, den Mitwirkenden bei allen Publikationen der ÖGPH (Website, eNewsletter, Tagungsband), allen die sich an den wissenschaftlichen Veranstaltungen organisatorisch und inhaltlich beteiligt haben, insbesondere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der NÖGKK, den befreundeten wissenschaftlichen Fachgesellschaften für die partnerschaftliche Kooperation bei Tagungen, sowie allen, die danach streben, Public Health in Österreich weiterzubringen. Ich darf Sie einladen, sich weiterhin bei den Tagungen, Publikationen und Kommunikationsforen der ÖGPH zu beteiligen. Insbesondere möchte ich zur Beteiligung / Gründung von Kompetenzgruppen zu einem bestimmten Public Health Schwerpunkt oder in einer Österreichischen Region einladen.
Achja. Zum Schluss möchte ich mich noch auf den Titel des Jahresberichtes 2015 „20 – 200 – 2000“ beziehen. Ersten Recherchen zufolge wurde die ÖGPH im Jahr 1996 gegründet und wir haben begonnen, uns auf eine mögliche 20 Jahr Feier 2016 vorzubereiten und darauf zu freuen. Neueren Recherchen zufolge wurde die ÖGPH aber bereits 1995 gegründet, weshalb das Jahr 2015 ein Jubiläumsjahr war! Wir werden dieses Jubiläum allerdings 2016 im Rahmen der EPH Conference gebührend nachfeiern. Bei dieser Gelegenheit möchte ich ältere ÖGPH-Mitglieder oder sogar Gründungsmitglieder bitten, auch weiterhin der ÖGPH treu zu bleiben, damit die Geschichte der ÖGPH in Erinnerung bleibt und Jubiläen auch rechtzeitig gefeiert werden können. Also „20“ steht dafür, dass die ÖGPH vor 20 Jahren mit wahrscheinlich nicht mehr als 20 Mitgliedern gegründet wurde. Das zweihundertste Mitglied hat die ÖGPH ja bereits vor einigen Jahren begrüßen dürfen. Aber im Jahr 2015 waren erstmals in der Geschichte der ÖGPH mehr als 200 Personen bei der ÖGPH Jahrestagung, dafür steht „200“. Und „2000“ steht dafür, dass es unser sehr ambitioniertes Ziel ist, 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der EPH Conference 2016 begrüßen zu wollen.
Mit besten Wünschen, dass sich durch Ihre Mitwirkung die Public Health Community auch 2016 positiv weiterentwickeln wird, wird verbleibe ich
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Dorner
Präsident der ÖGPH