European Public Health Week (EUPHW) vom 16. bis 20. Mai 2022 –
Friday 20 May “Building resilient health systems”

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Das Gesundheitspersonal ist eine der wichtigsten Säulen beim Aufbau resilienter Gesundheitssysteme. Daten, Gesundheitsförderung, Wertschätzung für das Gesundheitspersonal und Aufmerksamkeit für die lokalen Gemeinschaften spielen eine wichtige Rolle beim Aufbau stärkerer und widerstandsfähigerer Gesundheitssysteme. Wie können wir die Gesundheitssysteme in der Europäischen Region verbessern? Dazu gibt es Forschungsergebnisse und Anwendungsprojekte aus Österreich, die bei der wissenschaftlichen Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Public Health (ÖGPH), am 17. Mai präsentiert wurden.

Ausgehend von dem Befund einer fragmentierten Gesundheitsversorgung und Gesundheitsdatenlandschaft, ist der Ruf nach mehr Kooperation, Ko-Produktion und Ko-Kreation (Partizipation) zu vernehmen. Die inhaltliche Ausdifferenzierung und Spezialisierung der letzten Jahre gilt es in Verbindung und Kontakt zu bringen.

Ein Review zur Implementierung nationaler Strategien zu Management und Prävention von nicht-übertragbaren Krankheiten kommt zu dem Schluss, dass ein strukturierter Ansatz von Mikro- bis Makroebene angezeigt ist (Reinsperger und Gassner). Auch das Potential der Entwicklung einer durchgängigen, digitalen Kommunikations- und Informationstechnologie für eine Vernetzung der verschiedenen Gesundheitsprofessionen und Organisationen wird aufgezeigt (Zeidler et al.), um die adäquate, evidenzbasierte und umfassende multiprofessionelle Zusammenarbeit maßgeblich zu verbessern. Der Beitrag von Maier und Habel zeigt auf, wie Datensilos mit der Einrichtung der Datenplattform COVID-19 überwunden werden. Forschungseinrichtungen wird so der Zugang zu Daten zu  SARS-CoV-2 und COVID-19 ermöglicht. Die konkrete Planung von Gesundheitseinrichtungen, wie Primärversorgungseinheiten, braucht lokale Informationen. Die Regionalen Gesundheitsprofile stellen gesundheitsbezogene- und versorgungsbezogene Charakteristika der Region zur Verfügung, die die Planung entsprechender Einrichtungen erleichtern (Mathis-Edenhofer et al.).

Resiliente Gesundheitssystem brauchen nicht neben einer guten Datenbasis und Kooperation der Gesundheitsdienstleister auch die Ko-Produktion von Nutzer*innen der Gesundheitsversorgung. Mehrere Beiträge zeigen auf, wie Nutzer*innengruppen in die Entwicklung von Gesundheitseinrichtungen und Maßnahmen einbezogen und so zur Teilnahme und Teilhabe aktiviert werden können: Bei der Entwicklung des Health Navigator Models, einem neuen Krebs-Versorgungsmodells für obdachlose Menschen, wird auf Co-Design gesetzt. Der Ansatz gilt als vielversprechend, um die Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen zu erhöhen und Ungleichheiten zu verringern (Schiffler et al; Jeleff et al.). Als vielversprechender Ansatz wird auch Social Prescribing hervorgehoben, der eine inklusive Klammer im Kontext psycho-sozialer Betreuung im Primärversorgungsbereich darstellt (Lehner).

Mehrere Projekte zeigen auch das Potential von Partizipation und Ko-Kreation auf der kommunalen, Meso- und Markroebene auf: In Leibnitz wurde im Zuge eines Bürgerbeteiligungsprozesses der Bedarf nach Information, Austausch und Begegnung deutlich. In einer Arbeitsgruppe wurden unter Beteiligung verschiedener Organisationen, der Stadtentwicklung der Stadtgemeinden und aktiver Bürger*innen die Idee konkretisiert: Eröffnet wurde die Sozial-Info der Stadtgemeinde im Wohnzimmer Leibnitz – einer niederschwelligen Anlaufstelle für Bürger*innen und Drehscheibe zwischen den Leibnitzer Sozialorganisationen (Konrad und Holler). Das Projekt GES.UND in Haslach an der Mühl zeigt, wie mittels des Community Oriented Primary Care Ansatzes Bürger*innen aktiviert und partizipativ entwickelte, regionale Gesundheitsförderungsinitiativen etabliert werden können (Commenda und Trautendorfer). Innovativ ist auch der Ansatz der Beteiligung von Patientinnen und Patienten bei der Planung einer Gesundheitseinrichtung. Bei der Planung des Diabeteszentrums Wienerberg wird von Anfang an auf Patientenbeteiligung gesetzt, um Ko-Produktion von Gesundheit zu ermöglichen (Rojatz et al.). Um Beteiligung auf der Makroebene zur forcieren, wurden Stakeholderdialoge durchgeführt, um Erwartungen, Positionen und Handlungsbedarfe zu Selbsthilfebeteiligung zu identifizieren (Cermak). Die Ergebnisse können Anhaltspunkte für die gesamtgesellschaftliche Stärkung von Bürger- und Patientenbeteiligung im Gesundheitssystem bieten.