European Public Health Week (EUPHW) vom 16. bis 20. Mai 2022 –
18. Mai: “Climate change affects our health”
Der Klimawandel betrifft uns alle, aber verschiedene Gruppen erleben dieses Problem auf unterschiedliche Weise. Es ist dringend erforderlich, auf europäischer, nationaler, lokaler und individueller Ebene Maßnahmen zu ergreifen, um Ungleichheiten zu vermeiden oder beispielsweise eine Zunahme von Infektions- und chronischen Krankheiten zu verursachen. Dazu gibt es Forschungsergebnisse und Anwendungsprojekte aus Österreich, die bei der wissenschaftlichen Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Public Health (ÖGPH), am 17. Mai präsentiert werden.
Das Klima hat sich in Österreich in den letzten dreißig Jahren um 1°C erwärmt. Weitere Erwärmungen sind prognostiziert. Das hat große Implikationen für die Gesundheit wie Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Hitze, extreme Wetterereignisse, vermehrte Allergien oder vektorenübertragbare Krankheiten, die üblicherweise in wärmeren Ländern vorkommen. Der Klimawandel beeinflusst auch die Biodiversität, die dadurch wiederum indirekt einen Einfluss auf die Gesundheit hat (Hribernig et al.). Naturkatastrophen als Folge der Klimaerwärmung erfordern eine entsprechende Vorbereitung und Vorsorge, die Aspekte wie Kommunikationsprozesse, Notfallpläne, infrastrukturelle Maßnahmen und psychosoziale Unterstützung erfordern (Lorenzoni).
Durch die Klimaerwärmung ist auch das Risiko für die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas erhöht. Gründe dafür beinhalten weniger Bewegung bei Hitzetagen, geringere Verfügbarkeit gesunder Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse durch Dürren und Beeinträchtigungen der mentalen Gesundheit durch Ungewissheit und einschneidende Ereignisse. Eine Steigerung der Adipositasprävalenz verlief in Europa parallel zur Klimaerwärmung. Eine Korrelation der Klimaerwärmung mit der Zunahme der Adipositasprävalenz in europäischen Ländern konnte jedoch bis jetzt noch nicht gezeigt werden, da das gemäßigte europäische Klima derzeit noch einen gewissen Schutzeffekt bieten dürfte (Dorner und Stein).
Durch geeignete lebensstilbasierte Maßnahmen wie aktive Mobilität, One-Health-Diät, städte- und raumplanerische Maßnahmen und kompetenzsteigernde Prozesse können Synergien genutzt werden und gleichermaßen die Gesundheit gefördert und das Klima geschützt werden. In Österreich wurden Projekte an der Schnittstelle von Klimaschutz und Gesundheitsförderung gefördert und wissenschaftlich begleitet (Winkler). Alleine durch aktive Mobilität kann nicht nur der CO2-Ausstoß reduziert werden, sondern gleichzeitig Krankheitshäufigkeiten und deren ökonomische Folgen wie Behandlungskosten und Produktivitätsverluste reduziert und qualitätsadjustierte Lebensjahre erhöht werden. Dazu wurde ein entsprechendes Bewertungsinstrument in Österreich entwickelt (Seel et al.).
Um das Klima zu schützen braucht es politische Ansätze in verschiedensten politischen Bereichen (Aigner et al.), ähnlich wie in der Gesundheitsförderung im Sinne von Health in all Policies – also auch Climate Protection in all Policies. Public Health, die Disziplin, die sich um das Große Ganze bemüht und Zusammenhänge und Komplexitäten erforscht, ist im Bereich Klimaschutz besonders gefordert. Einerseits gibt es Synergien zwischen der Förderung der Gesundheit und dem Klimaschutz, andererseits ist der Klimawandel eine Bedrohung für die Gesundheit auf vielen Ebenen, und es gilt, die Veränderungen der Gesundheit samt deren Determinanten, die mit dem Klima in Wechselwirkung stehen penibel zu beobachten, und sich auf die Prävention und Versorgung der Gesundheitsbeeinträchtigungen durch den Klimawandel einzustellen.